Im Jahre 1932 gründete der Neurologe und Phonetiker Eberhard Zwirner in Berlin-Buch eine Einrichtung, an deren bewegte Geschichte hier anhand einiger Daten erinnert werden soll.
Bis 1938 war sie eine Abteilung des "Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung" in Berlin-Buch. 1938 löste sich Eberhard Zwirner vom "Kaiser-Wilhelm-Institut". 1940 ließ er sich in Braunschweig nieder und gründet das "Staatliche Institut für Lautforschung", das noch im selben Jahr von dem "Kaiser-Wilhelm-Institut für Phonometrie" abgelöst wurde. Die Arbeit dieses Braunschweiger Institus wurde 1942 eingestellt.
Ein Bombenangriff im Jahr 1944 zerstörte fast den gesamten Archivbestand. Zwirners Interesse an der Phonometrie war jedoch ungebrochen und bewegte ihn zu Neugründungen. 1948 entstand das "Max-Planck-Institut für Phonometrie", 1950 das "Institut für Phonometrie", 1957 schließlich das "Deutsches Spracharchiv" (DSAv) in Münster mit einer Außenstelle in Braunschweig. Zwirner war bis 1967 Direktor des Instituts für Phonetik der Universität Köln. Nach seiner Emeritierung wurden die Arbeitsstellen des "Deutschen Spracharchivs" in Münster und Braunschweig aufgelöst, das Archiv wurde nach Bonn verlegt.
Bis zur organisatorischen Eingliederung in das "Institut für Deutsche Sprache" (IDS) wurde es von Klaus Kohler und Gerold Ungeheuer geleitet. 1979 erfolgte der Umzug des Archivs in das IDS-Gebäude in Mannheim. Die Integration des Projektarchivs der Abteilung "Pragmatik" führte 2004 zu einer Namensänderung. Mit dem Namen "Archiv für Gesprochenes Deutsch" (AGD) soll der besondere Charakter dieser Sammlung hervorgehoben werden, die neben einer umfangreichen Sammlung von Korpora der geschriebenen Sprache im IDS gepflegt wird.
Zum Kern der historischen Sammlung des AGD gehören das prominente "Zwirner-Korpus", das mit Unterstützung des DSAv erstellte "Pfeffer-Korpus" sowie das Korpus "Deutsche Mundarten: ehemalige Ostgebiete", das in einer gemeinsamen Aktion des DSAv und des Forschungsinstituts für deutsche Sprache „Deutscher Sprachatlas“ (Marburg) erhoben wurde.
Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte des DSAv und des AGD findet sich in folgender Publikation:
Stift, Ulf-Michael/Schmidt, Thomas (2014): Mündliche Korpora am IDS: Vom Deutschen Spracharchiv zur Datenbank für Gesprochenes Deutsch. In: Institut für Deutsche Sprache (Hrsg.): Ansichten und Einsichten. 50 Jahre Institut für Deutsche Sprache. Redaktion: Melanie Steine, Franz Josef Berens. S. 360-375 - Mannheim: Institut für Deutsche Sprache, 2014. [Online auf dem Publikationsserver des IDS]